In der Zeit des Abschieds von einem geliebten Menschen ist die Begleitung durch einfühlsame und professionelle Unterstützung von unschätzbarem Wert. Eine der zentralen Rollen in diesem Moment übernimmt der Trauerredner. Doch was macht diesen Beruf aus, und welche Herausforderungen bringt er mit sich?
Was macht ein Trauerredner?
Ein Trauerredner ist verantwortlich für die Gestaltung und Durchführung einer persönlichen und würdevollen Trauerfeier. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht das Schreiben und Vortragen einer Trauerrede. Mit den richtigen Worten begleitet der Trauerredner die Angehörigen und spendet Trost. Dabei geht es um viel mehr als nur Daten und Fakten des Verstorbenen zu präsentieren. Es um darum, die Einzigartigkeit eines Menschen zu würdigen und eine Atmosphäre des liebevollen Erinnerns zu schaffen.
Die Aufgaben eines Trauerredners
- Persönliche Gespräche mit den Angehörigen: Der erste Schritt ist meist ein ausführliches Gespräch mit der Familie oder den engen Freunden des Verstorbenen. Hierbei sammelt der Trauerredner wichtige Informationen über das Leben, die Persönlichkeit, besondere Erlebnisse und Werte des Verstorbenen.
- Erstellung der Trauerrede: Auf Basis der persönlichen Gespräche und der Notizen verfasst der Trauerredner eine individuelle Rede. Die Trauerrede sollte den Angehörigen Trost spenden, die Trauer aufzufangen und mit der Erinnerung an die schönen Momente des Lebens zu lindern.
- Durchführung der Trauerfeier: Der Trauerredner trägt die Rede während der Trauerfeier vor und begleitet oft weitere Programmpunkte wie Musik, Rituale oder persönliche Beiträge der Anwesenden.
- Koordination mit Bestatter: Für einen reibungslosen Ablauf der Zeremonie, übernimmt der Trauerredner die Abstimmung mit dem zuständigen Bestatter.
Voraussetzungen und Kompetenzen
Der Beruf des Trauerredners erfordert eine besondere Mischung aus fachlichem Wissen, sozialer Kompetenz und persönlicher Reife. Zu den wichtigsten Fähigkeiten gehören:
- Empathie: Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Verständnis, um die Gefühle und Bedürfnisse der Hinterbliebenen zu verstehen.
- Sprachliches Geschick: Die Fähigkeit, Gefühle und Gedanken in passende und berührende Worte zu fassen.
- Organisationstalent: Planung und Strukturierung der Trauerfeier.
- Belastbarkeit: Umgang mit emotional belastenden Situationen.
Herausforderungen des Berufs
Als erfahrene freie Trauerrednerin kann ich sagen, dass diese Tätigkeit eine echte Herausforderung ist. Der Trauerredner trägt viel Verantwortung und seine Aufgaben erfordern ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl. Ich werde oft gefragt, ob es mir schwer fällt eine Trauerrede zum Abschied zu halten und wie ich es schaffe als Rednerin nicht selbst in Tränen auszubrechen. Oder wie ich mit amüsanten Themen umgehe, ob ich überhaupt lachen darf im Rahmen einer Trauerfeier bei einem so ernsten Thema wie dem Tod. Dazu kann ich sagen: Abschied zu nehmen fällt schwer und natürlich berühren mich die Gefühle der Hinterbliebenen stark. Wie sonst auch wäre es mir möglich, die Gefühle der Angehörigen in einer Trauerrede zum Ausdruck zu bringen. Allerdings muss ich als freie Trauerredner in der Lage sein, meine Gefühle richtig zu kanalisieren. Es ist deshalb wichtig als Trauerredner seine eigene psychische Gesundheit im Blick zu behalten, um langfristig in diesem Beruf tätig sein zu können. Ich persönlich betrachte den Tod, als etwas „Natürliches“, was zu unserem Leben dazu gehört. Diese Einstellung hilft mir bei meiner Tätigkeit als freie Trauerrednerin dabei, die Situation richtig einzuordnen.
Darf ein Trauerredner weinen?
Nein, das sollte nicht passieren. Überkommen mich dennoch meine Gefühle und Tränen steigen auf, hilft mir meine professionelle Ausbildung. Mit einer fundierten Sprechtechnik und der richtigen Atmung, gelingt es mir einen Kloß im Hals zu vermeiden.
Durchaus musste ich in meiner Tätigkeit als freie Trauerrednerin auch schonmal tief durchatmen. Ich finde das völlig in Ordnung, es ist menschlich und macht sympathisch. Gefühle dürfen und müssen sein. Das ist wichtig und macht meiner Meinung nach auch eine gute, authentische und lebendige Trauerrede aus. Dazu gehört auch das Lachen innerhalb der Zeremonie.
Darf ein Trauerredner lachen?
Ich betrachte eine Beerdigung mit Trauerfeier als Chance, dankbar zu sein. Dankbar für all die gemeinsamen Lebensmomente und damit verbundenen Erinnerungen, die für immer in unserem Herzen bleiben. Und genau diese wundervollen Erinnerungen zaubern Angehörigen und auch mir als Trauerrednerin innerhalb der Zeremonie ein Lächeln ins Gesicht. Es darf also auf einer Beerdigung gelacht werden. Eine gute Rede mit den richtigen Worten kann den Angehörigen den Abschied vom geliebten Menschen erleichtern und damit einen wertvollen Beitrag zur Trauerbewältigung leisten.
Darf ein Trauerredner Gefühle zeigen?
Ja, unbedingt. Aber kontrolliert.
Um als freie Trauerrednerin nicht in Tränen auszubrechen, benötige ich zwei feste Standbeine, eine sehr gute Technik und eine klare und natürliche Sicht auf das Leben und den dazugehörigen Tod, sowie das Bewusstsein über meine verantwortungsvolle Aufgabe als freie Trauerrednerin.
Warum ist dieser Beruf so wichtig?
Leider ist das Thema Tod in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema und der Verlust eines geliebten Menschen lässt viele Angehörige hilflos zurück. Der Trauerredner schafft Raum für den Abschied, das gemeinsame, liebevolle Erinnern und zeigt Wege der Versöhnung auf. Trauerredner helfen dabei, das Leben eines Menschen zu würdigen und den Hinterbliebenen einen Moment des Trostes zu schenken. Ihre Arbeit trägt dazu bei, den Abschied menschlich und persönlich zu gestalten. Nicht selten trägt der Trauerredner dazu bei, dass zerstrittene Familien über den gemeinsamen Verlust wieder zueinander finden.
Fazit
Ein Trauerredner ist nicht nur ein Redner Der Beruf ist für mich persönlich eine sehr anspruchsvolle, aber auch sehr erfüllende Aufgabe. Es gehört viel mehr dazu als nur eine Rede zu schreiben und diese vorzulesen. Es geht um die richtigen Worte, persönliche Worte, Worte, die berühren und das Leben des verstorbenen Menschen wahrhaftig widerspiegeln. Es geht um die Menschen, die zurückbleiben mit ihrem Schmerz, die in ihrer Trauer gehört und verstanden werden möchten. Es ist wichtig als freier Trauerredner ein Gespür für die Dinge zu haben, die manchmal nicht gesagt werden können.
Wer ein hohes Maß an Empathie, sprachliches Talent und mit einem offenen Herzen die Bereitschaft mitbringt, Menschen in schweren Zeiten des Abschieds zu begleiten, findet in diesem Beruf eine sinnstiftende Tätigkeit. Trauerredner sind nicht nur Redner, sondern auch Zuhörer, Trostspender und Begleiter in einer der schwierigsten Phasen des Lebens.